am 08.01.2019 / in zitate & fakten / unter #indien
Als wir weiterfahren, fällt mein Blick zurück auf eine Frau. Ich bin unfähig wegzusehen. Seit über zweihundert Kilometern, das sind fünf Stunden, behalte ich sie im Auge. Ich will leiden, jeder Blick auf sie provoziert. Sie gehört der indischen Mittelklasse an, sie ist kein Einzelfall. Sie strotzt vor Fett und geistiger Enthaltsamkeit. Sie sitzt und frisst. Man sieht ihr den Unwillen an, sich zum Klogang zu erheben, um das viele Fressen wieder loszuwerden. Hat sie sich tatsächlich überwunden, plumpst sie zurück auf den Sitz. Und wartet, bis sich der einzig funktionierende Trieb zurückmeldet (er meldet sich bald) und das Fressen von vorn beginnt. Sie wendet nicht einmal den Blick, wenn ein Polio-Krüppel an ihr vorbeirutscht und die Hand ausstreckt. Auch kommt sie nie auf die Idee, bitte und danke zu sagen, wenn das Personal die dringend verlangten Kalorien vorbeibringt. Hat sie die Kraft, dann rollt sie zurück auf die Liege, die andere Passagiere bereits geräumt haben. Fehlt die Kraft, so reicht es nur zum Sitzen und Stillhalten der hundert Kilo. Nicht, dass man sie beim Aufschlagen einer Zeitung erlebt hätte. Ein Buch in den Händen scheint nicht vorstellbar. Natürlich döst sie in der untersten Koje, damit kein Schweiß ausbricht beim Klettern nach oben. Das aufblasbare Kissen liegt immer bereit, auf dass sich die Fettschwarte nicht an der harten Wirklichkeit stößt. Ich hätte Lust, sie zu watschen. Um uns beiden gut zu tun: Ich wäre mein Wut los, und sie würde aufwachen. Hopefully.
Aus dem Buch «Notbremse nicht zu früh ziehen» von Andreas Altmann (Rowohlt)
am 05.10.2018 / in kunst & kultur, zitate & fakten / unter #kunstgeschichte
Einmal bin ich — im wortwörtlichen Sinne — auf einem Kunstwerk gelandet, das in meinen Augen ein wirklich kraftvolles und finales Statement […] darstellt. Das Werk befindet sich im Haus meines Schwagers, des Kunstsammlers Friedrich Christian («Mick») Flick, hoch in den Bergen von Gstaad und stammt von der Schweizer Videokünstlerin Pipilotti Rist. Es besteht aus einem Monitor, der im Gästeklo von Micks Haus installiert ist.
Setzt man sich auf die Schüssel, findet man gleich neben dem Klopapier eine kleine Fernbedienung. Man schaltet den Monitor an, in der Hoffnung, sich die Zeit mit den neuesten Nachrichten vertreiben zu können. Das Bild auf dem Monitor eröffnet aber nicht den Blick auf das Weltgeschehen. Dank einer in der Kloschüssel befestigten kleinen Kamera sieht man vielmehr, per Live—Übertragung, wie die eigenen Exkremente ins Wasser plumpsen. Die Scheiße nicht des Künstlers, sondern des Kunstbetrachters als ultimatives Kunstwerk.
Aus dem Buch «Smalltalk» von Alexander von Schönburg (Rowohlt)
am 15.04.2012 / in zitate & fakten / unter #lufthansa, #miles & more
Es sind Annehmlichkeiten, die für echte Vielflieger mit Termindruck nützlich sind und Hobby-Vielflieger auf ganz andere Art anziehen: Einer, so berichtet die Lufthansa, sei nahezu täglich gekommen. Er habe nur zu Mittag essen wollen. Weil man für den Zutritt zum Terminal aber ein gültiges Flugticket braucht, kaufte er stets eins, teuerster Tarif, trat den Flug jedoch nie an und gab seinen Flugschein schließlich kostenfrei zurück.
Hohes Fremdschäm-Potential im SpOn-Artikel „Der Weg ist das Ziel“.
am 10.01.2012 / in zitate & fakten / unter #charts, #musikindustrie

Foto: Sächsische Zeitung, 10.01.2012
Die Charts, die den Streamingdiensten das Leben schwer machen, sind aber eigentlich dazu da, den Markt zu beleben. In der digitalen Welt behindern sie ihn, in dem sie alte, analoge Angebote unterstützen. Charts haben in Deutschland nämlich nichts mit Stückzahlen und Trends, sondern mit Wert zu tun. Da ein Song als CD Single aber das vier bis siebenfache eines Downloads kostet, wird er auch ebenso oft mehr gezählt. Die im Trend liegenden Streamings werden gar nicht erst für die Charts berücksichtigt. Verfügen tut das nicht die Bundesregierung, oder das Kartellamt, sondern die Musikindustrie selbst. Ihr eigner Verband schreibt die Regeln.
Den (fast) kompletten Artikel gibts bei motor.de
am 13.03.2011 / in zitate & fakten / unter #acab, #graffiti
Narrenhände beschmieren Tisch und Wände. Im Alltag ist Graffiti keine Kunst, sondern eine Zumutung. Zwar ist ein Schaltkasten – das bevorzugte Objekt der Sprayer – an und für sich keine ästhetische Offenbarung, aber beschmiert wirkt er noch hässlicher. Zumal viele noch nicht einmal den so genannten Tag beherrschen, also den schwungvollen Namenszug, sondern einfach nur ihren Namen hinschreiben, Acab beispielsweise, einen türkischen Vornamen. Offensichtlich ist es einigen türkischen Jugendlichen ein Bedürfnis, nur ja die Vorurteile zu verstärken und Öl in das von Sarrazin entfachte Feuer zu gießen.
Aus „Das Sprühparadies in der Münchner Straße“ in der Nürnberger Zeitung. Und das sagt der Autor nachträglich dazu
am 04.01.2011 / in zitate & fakten / unter #limbach-oberfrohna, #nazis
Die Räume der Sozialen und politischen Bildungsvereinigung in Limbach-Oberfrohna sind immer wieder Opfer rechter Gewalt. Auf Hilfe durch die Stadt oder andere Unterstützen können sich die Vereinsmitglieder kaum verlassen. Eher im Gegenteil …
Einmal nagelte Thielicke abends ein Brett ins Fenster, weil die Glasscheibe zerstört worden war. Ein Anwohner zeigte Ruhestörung an. Nicht, weil ein Gewalttäter das Haus attackiert hatte, sondern weil Thielicke den Schaden behob.
aus „Spiel doch lieber Gameboy“ von Michael Kraske für die Sächsische zeitung
In der Nacht zum 13. November brannte der Club nach einem Brandanschlag fast vollständig aus. Mehr Infos und wie man helfen kann stehen hier.
am 04.01.2011 / in zitate & fakten / unter #dummheit, #lagerfeuer, #schnee
Gewußt wie! Schnee auf dem Dach? Keine Lust zum schieben? Dann hilft vielleicht dieser Tipp …
Mit einem Lagerfeuer im Erdgeschoss hat ein 38-Jähriger sein Einfamilienhaus in Bad Lausick in Brand gesetzt. Er wollte damit den Schnee auf dem Dach des Hauses schmelzen; das Gebäude befindet sich im Umbau. Nachbarn sahen die Flammen und alarmierten die Feuerwehr. Die „beendete den Unfug“, hieß es in ihrer Mitteilung. Die Höhe des Schadens muss noch ermittelt werden.
via SZ
am 03.01.2011 / in zitate & fakten / unter #facebook, #geld, #rauchen, #zinsen
Sascha Lobo erklärt, wie man sich 50 Milliarden Dollar vorstellen kann. Schon mit einer Milliarde klingts nach einen entspannten Leben …
Mit einer Milliarde Dollar könnte man ausgesprochen lustige Dinge tun. Man könnte sie zum Beispiel zu ca. zehn Prozent Zinsen p.a. anlegen. Anschliessend könnte man sich eine Zigarette selbst drehen aus einem Hundertdollarschein und sie rauchen, aber es wäre egal, denn während man fünf Minuten lang hundert Dollar raucht, hat man knapp tausend Dollar an Zinsen verdient. Neunhundert Dollar Gewinn beim Zigarettenrauchen, hier gehen Raucherträume in Erfüllung.
aus Facebook ist also 50 Milliarden Dollar wert
am 21.12.2010 / in zitate & fakten / unter #afrika, #krankheiten

Ich glaube, das ist die entsetzlichste Krankheit, von der ich bisher gelesen habe …
Ein Krankenpfleger mit Gummihandschuhen massiert Ajaks mageren Unterschenkel. In der Mitte ist ein Loch, so groß wie ein Fingernagel. Aus diesem Loch schaut ein weißlicher Wurm. Er sieht aus wie eine gekochte Spaghettinudel. Der Guineawurm kann mehr als einen Meter lang werden. Er lebt in den Menschen, kriecht zwischen Muskeln und Knochen durch. Und irgendwann will er nach draußen.
Vor zwei Wochen ist eine Beule an Ajaks Bein gewachsen. Dann begann der Wurm herauszukriechen. Seitdem ziehen Pfleger jeden Morgen und jeden Abend ganz vorsichtig an dem Tier. Es sitzt im Gewebe fest, jedes Mal bewegt es sich nur ein paar Zentimeter weiter. Dann wickelt der Pfleger jenen Teil des Wurms, der herausschaut, um ein Stück Mullbinde, die er an Ajaks Bein festbandagiert. Und jedes Mal kann sie vor Schmerzen kaum atmen.
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