Milf Love
am 09.01.2019 / in kunst & kultur / unter #graffiti, #sexWarum eigentlich Milf Hunter? Was ist das Gute an Milf? Gute Milf = reich, weil »Erbe von reich«. Eine gute Milf hat einen reichen Mann gehabt, der schon gestorben ist. Hat Kinder. Das heißt: Immer Essen und Gutes im Kühlschrank. Großes Auto. Also kann man auch mal Auto leihen. Will nicht so viel sabbeln. Gute, zentrale Wohnlage mit Tiefgarage. Freut sich über Sex. Will aber auch Ruhe haben, daher nicht so nervig. Flexibel, weil viel Zeit, wegen totem Mann und daher immer Zeit. Also: Traumfrau. […] Irgendwann habe ich mich einfach auf dieses Ideal eingeschossen. Warum soll man sich den Stress geben mit so unerfahrenen Dingern? Und dann muss man die auch noch zum Kaffeetrinken einladen?! Das Leben ist schon stressig genug, da muss man sich nicht noch mehr Stress aufhalsen.
Aus dem Buch «Book of Love» von TESE
Im vollbesetzten Zug nach Varanasi …
am 08.01.2019 / in zitate & fakten / unter #indienAls wir weiterfahren, fällt mein Blick zurück auf eine Frau. Ich bin unfähig wegzusehen. Seit über zweihundert Kilometern, das sind fünf Stunden, behalte ich sie im Auge. Ich will leiden, jeder Blick auf sie provoziert. Sie gehört der indischen Mittelklasse an, sie ist kein Einzelfall. Sie strotzt vor Fett und geistiger Enthaltsamkeit. Sie sitzt und frisst. Man sieht ihr den Unwillen an, sich zum Klogang zu erheben, um das viele Fressen wieder loszuwerden. Hat sie sich tatsächlich überwunden, plumpst sie zurück auf den Sitz. Und wartet, bis sich der einzig funktionierende Trieb zurückmeldet (er meldet sich bald) und das Fressen von vorn beginnt. Sie wendet nicht einmal den Blick, wenn ein Polio-Krüppel an ihr vorbeirutscht und die Hand ausstreckt. Auch kommt sie nie auf die Idee, bitte und danke zu sagen, wenn das Personal die dringend verlangten Kalorien vorbeibringt. Hat sie die Kraft, dann rollt sie zurück auf die Liege, die andere Passagiere bereits geräumt haben. Fehlt die Kraft, so reicht es nur zum Sitzen und Stillhalten der hundert Kilo. Nicht, dass man sie beim Aufschlagen einer Zeitung erlebt hätte. Ein Buch in den Händen scheint nicht vorstellbar. Natürlich döst sie in der untersten Koje, damit kein Schweiß ausbricht beim Klettern nach oben. Das aufblasbare Kissen liegt immer bereit, auf dass sich die Fettschwarte nicht an der harten Wirklichkeit stößt. Ich hätte Lust, sie zu watschen. Um uns beiden gut zu tun: Ich wäre mein Wut los, und sie würde aufwachen. Hopefully.
Aus dem Buch «Notbremse nicht zu früh ziehen» von Andreas Altmann (Rowohlt)